Valentin sah sich selbst nur als einen Volkssänger; die waren zu seinen Lebzeiten schon unzeitgemäß, aber er verfertigte gleichzeitig dadaistische Kunstwerke und dichtete futuristische Gesänge. Heute hat er den Ruf eines Komödianten, der etwas aus der Zeit gefallen ist. Zu seiner Zeit inspirierte er bei seinen Bühnenauftritten mit seiner schlaksigen Gestalt und den anarchistischen Sketchen die Größten seiner Zeit: Bertolt Brecht, Samuel Beckett und Kurt Tucholsky, allesamt der Bayerntümelei unverdächtig, zählten zu seinen Bewunderern und Nachahmern.
Andreas Ammer befragte Komikerinnen und Komiker wie Luise Kinseher, Willy Astor, Helmut Schleich und Christian Springer nach ihrem Verhältnis zu Karl Valentin. Vor allem aber untersucht er, wie Karl Valentin wirken würde, wenn man ihn von bayerischen Requisiten befreit, wie es wäre, wenn man ihn heute auf Hochdeutsch spielen oder seine Sketche mit moderner Musik unterlegen würde.
Dabei gelingen ungeahnte Blicke auf das frühe, in Zusammenarbeit mit Brecht entstandene, cineastische Meisterwerk "Mysterien eines Frisiersalons" (1923), das auch als eines der wenigen surrealen deutschen Meisterwerke betrachtet werden kann.
Zur großen Frage des Filmes, was Valentin heute bedeutet, gehört auch der erstmalige Blick in das mysteriöse Kölner Archiv, in dem bis heute der Valentin-Nachlass verwaltet wird.
Mitwirkende:
Autor: Andreas Ammer
Bildquelle: ARD-Mediathek