ARD Klassik: Tschaikowsky · Dornröschen · Ballett Leipzig · Gewandhausorchester · Robert Reimer · MDR Klassik | Video der Sendung vom 03.11.2023 19:12 Uhr (3.11.2023) mit Untertitel
Tschaikowsky · Dornröschen · Ballett Leipzig · Gewandhausorchester · Robert Reimer · MDR Klassik
Das Ballett Leipzig tanzt "Dornröschen", ein Ballett mit Prolog und drei Akten in vier Bildern von Uwe Scholz zur Musik von Peter Iljitsch Tschaikowsky in einer Aufnahme aus dem Jahr 2004 mit Dirigent Robert Reimer und dem Gewandhausorchester Leipzig. Eine Produktion von MDR Klassik. Inszenierung und Choreographie: Uwe Scholz Kostüme und Bühne: Toni Businger Prinzessin Aurora: Oksana Kulchytska Prinz Désiré: Joan Boix Fliederfee: Maiko Oishi Carabosse: Kiyoko Kimura Ensemble: Leipziger Ballett Fernsehregie: Peter Heinrich Uwe Scholz erzählt sein "Dornröschen" im Sinne des ihm zugrunde liegenden Märchens von Perrault. Er führt es weg vom romantischen Ballett hin zu einer ironisierten und verspielten Ballett-Revue. Bewusst wählt er dazu eine naive Erzählweise, bei der das Märchen Märchen bleiben darf. Keineswegs naiv konstruiert Scholz jedoch sein Ballett: Gleich einem Conferencier lässt die Fliederfee die Handlung geschehen und führt alle Beteiligten zielsicher aber keineswegs geradlinig dem Happy End entgegen. Nachdem sie sich im Prolog selbst in einem glanzvollen Auftritt einführt, korrigiert die Fliederfee im ersten Akt souverän den tödlichen Zauber der Carabosse, weniger jedoch um ein Exempel gegen das Böse zu statuieren als vielmehr aus dem Bewusstsein heraus, dass die Geschichte an diesem Punkt noch nicht enden darf. Im zweiten Akt stellt sie dem jugendlichen Prinzen Désiré auf der Jagd das Traumbild von Dornröschen vor und geleitet ihn - nachdem sie so sein Interesse an der schönen Prinzessin geweckt hat - zum Schloss. Doch da wird die Überwindung der Dornenhecke dem Prinzen weniger zum Problem als die Überwindung der Schüchternheit vor dem ersten Kuss. Ermuntert und angeleitet durch die Fliederfee nimmt der Prinz jedoch auch diese Hürde, - und Scholz nutzt die Gelegenheit, dem Erwachungskuss einen "Freuden"- Pas de deux anzuschließen, wie er im Vergleich zum Petipaschen Entwurf unüblicher nicht sein könnte. Die Ausstattung bemüht in geradezu überdrehter Form den französischen Hochbarock. Mit mehr als 300 verschiedenen Kostümen schenkt sich Kostümbildner Toni Businger kein Detail und beeindruckt weniger durch luxuriösen Überschwang als durch eine verspielte Phantasie, die dem Märchen als Ballett-Revue ihrerseits die notwendige Farbenpracht verleiht. Nicht zuletzt dadurch unterstützt er Scholzens "Dornröschen" in seiner zeitlosen Gültigkeit als Märchen. Der schwer erkrankte Uwe Scholz sollte die TV-Ausstrahlung seines "Dornröschens" im Dezember 2004 nicht mehr erleben, er starb am 20. November 2004.
Bild: MDR