Planet Schule: Nachrichten aus Syrien/ The war on my phone | Video der Sendung vom 02.11.2019 07:00 Uhr (2.11.2019)
Nachrichten aus Syrien/ The war on my phone
THE WAR ON MY PHONE portraitiert vier Menschen in ihrer Zerrissenheit zwischen der Sicherheit, die ihnen ihre Zufluchtsorte in Europa bieten und den Nachrichten und Videos von Freunden und Verwandten in Syrien, die sie täglich auf ihren Telefonen erreichen. Gleichzeitig ermöglicht der Film einen intimen Einblick in den Alltag in Syrien jenseits der Nachrichtensendungen. Amjad, Omar, Zena und Shahinaz sind angekommen - in Münster, Saarbrücken, Ahrweiler und Lausanne. Aber dennoch können sie nicht wirklich hier sein. Denn täglich erreichen sie Nachrichten und Videos von Verwandten und Freunden: Nachrichten von Bombardierungen in Idlib, von Fluchtversuchen, aus dem Gefängnis oder vom Alltag in einem vom IS kontrollierten Gebiet. Es sind nicht die anonymen Nachrichtenbilder, die wir kennen, sondern sehr persönliche Berichte von Menschen mit Namen und Gesichtern, mit Geschichten und den damit verbundenen Schicksalen. Es sind keine professionellen Videos, die auf den Handys landen: Sie sind verwackelt, unscharf, es gibt Störgeräusche. Aber sie sind authentisch und bringen uns den Kriegsalltag nahe, den inoffiziellen Krieg, den persönlichen Krieg. Die Videos und Nachrichten stören die friedliche Welt in Europa. Statt sich ganz auf die neue Realität einlassen zu können, sind die Protagonisten hin und hergerissen zwischen der Idylle, in der sie oft gelandet sind, und den Nachrichten aus der Heimat. In die Postkartenwelten vom Genfer See oder dem Münsterland platzen Videos von Bombenangriffen oder aus einem Gefängnis. Im Café poppen IS-Propagandavideos auf. Der Krieg ist plötzlich ganz nah - und er hat ein Gesicht und eine Stimme. Nach dem Dokumentarfilm #MyEscape (Prix Europa 2016) verwendet THE WAR ON MY PHONE einmal mehr nicht professionelles Video- und Tonmaterial, um uns Menschen und ihre Lebensrealität nahe zu bringen. Die Bilder und Nachrichten berühren, eben weil sie ohne professionelle Distanz auskommen. Es sind Kriegsbilder im digitalen Zeitalter, es ist ein Film über eine Zeit, in der ferne Realitäten täglich, stündlich, minütlich präsent sind. In diesem Fall schmerzlich nah.
Bild: WDR