Sehen statt Hören: Was tun im Notfall | Video der Sendung vom 29.05.2021 09:00 Uhr (29.5.2021) mit Untertitel

Notruf für Gehörlose

Ein Autounfall. Jemand ist schwer verletzt. Oder der eigene Partner hat einen Herzinfarkt. Es gibt Situationen, in denen jede Minute zählt. Gehörlose und taubblinde Menschen müssen - wie Hörende auch - problemlos einen Notruf absetzen zu können. Private Notruf-Anbieter gibt es bereits, ein barrierefreies staatliches Notrufsystem nicht, obwohl sich Deutschland dazu vertraglich verpflichtet hatte. Das barrierefreie staatliche Notrufsystem "Nora" "Nora", die Notruf-App des Bundes, soll dies ändern. Aktuell laufen Anwendertests. Mitte des Sommers soll "Nora" einsatzbereit sein. Sehen statt Hören-Moderatorin Iris Meinhardt durfte "Nora" schon jetzt testen: Mit einem Klick ermittelt das Smartphone den aktuellen Standort. Im Freien auf drei Meter genau und in Gebäuden standortgenau. Die Notruf-App führt dann durch das Menü: Man kann zwischen "Polizei-Notfall", "Unfall", "Feuer", "Medizinischer Notfall" und einem Feld, das sonstige Notfälle abdeckt, auswählen. Im nächsten und übernächsten Schritt wird auf diese Weise weiter abgefragt, wer betroffen ist und um was es sich handelt. Dann geht der Notruf automatisch bei der geografisch zuständigen Leitstelle ein. Die "Nora"-App hat also folgende Vorteile: Unterwegs wird per GPS der Standort ermittelt und das übersichtliche Menü ist einfach zu bedienen. Die Nachteile: Gebärdensprache kann nicht genutzt werden und die App ist nicht europaweit anwendbar, sondern nur in Deutschland. "Mit dem Zwischenergebnis von 'Nora' sind auch wir noch nicht zufrieden. Die Möglichkeit über Videochat zu gebärden fehlt. Hörende können über das Telefonat Fragen klären und das Gespräch kann sie beruhigen, das ist gut. Eine vergleichbare Gebärdensprachanwendung fehlt. Nur Textnachrichten sind möglich. Viele gehörlose Menschen haben damit aber Schwierigkeiten." Daniel Büter vom Deutschen Gehörlosenbund Deshalb wird der Deutsche Gehörlosenbund nun Möglichkeiten prüfen, um auch auf EU-Ebene ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Privater Anbieter in Notfällen: Tess Tess bietet die Möglichkeit über die Nummern 110/112 einen Notruf in Gebärdensprache abzusetzen – kostenfrei. "Die Hilfe von Tess beginnt ja damit, dass man eben den Notruf über unsere Dolmetschdienste absetzt, also über die Dolmetschdienste die 110 oder die 112 anruft. Damit beginnt die Unterstützung von Tess beim Notruf. Und wir sind dann im Grunde genommen mit der Polizei, wenn die im Einsatz ist, oder der Feuerwehr oder dem Rettungsdienstwagen, sind wir mit denen im Einsatz. Und dann halt auch noch da, um eine Situation zu dolmetschen, die vor Ort gedolmetscht werden muss im Notrufeinsatz. Dann kann man Tess auch nutzen, um eben Hilfe zu bekommen in der Kommunikation mit dem Arzt am Unfallort oder mit der Polizei oder der Feuerwehr und unser Einsatz endet dort, wo auch der Rettungseinsatz endet. Dann kann Tess auch nicht mehr dafür genutzt werden, wenn Bedarf ist an Kommunikation." Sabine Broweleit, Geschäftsführerin der Firma Tess Bayerisches Projekt für Notfäl


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