Zwanghaft Haare ausreißen: Darum zieht Amira ihre Haare raus | reporter | Video der Sendung vom 06.04.2022 16:30 Uhr (6.4.2022) mit Untertitel

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Zwanghaft Haare ausreißen: Darum zieht Amira ihre Haare raus | reporter

06.04.2022 ∙ reporter ∙ funk
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Amira (23) reißt sich die Haare auf dem Kopf aus, seit sie 12 Jahre alt ist. Oberhalb der Stirn ist "die Stelle" – ein kleiner, kahler Halbkreis. Jede nachwachsende Stoppel zupft sie sofort weg. Nicht weil sie will, sondern weil sie muss. Amira hat Trichotillomanie – den Zwang, sich Haare auszureißen. Und dieser Zwang schränkt Amira im Alltag ein und hat ihre Familie zur Verzweiflung getrieben. 🎶 Musik: Alt-J – Taro Rival Consoles – Hidden Aurora – Running with the wolves 🏥 Trichotillomanie (ist die Diagnose zum Verhalten: pathologisches Haare ausreißen) zählt zu den sogenannten BFRBs – den Body-focused repetitive behaviors (körperfokussierte repetitive Verhaltensweisen) und wird den Zwangspektrumstörungen zugeordnet. Dazu gehören zum Beispiel auch die Dermatillomanie (Verhalten: der Zwang, die Haut zu bearbeiten), das Nägel kauen oder auf den Lippen/Wangen beißen. 💇‍♀️Ab wann gilt das Haare ausreißen als krankhaft? Die Psychologin Dr. Christina Gallinat nennt dazu drei Kriterien. 1. Das Verhalten führt zu (sichtbaren) Veränderungen der Haarstruktur, gegebenenfalls kahlen Stellen. 2. Das Verhalten kann nicht einfach unterlassen werden – auch wenn die betroffene Person es wirklich möchte. 3. Die betroffene Person leidet unter den Folgen ihres Verhaltens und erfährt dadurch Einschränkungen im Alltag. ℹ Mehr Infos auf der Webseite von Dr. Christina Gallinat https://www.skinpicking-trichotillomanie.de oder in ihrem Podcast bfrb.care 🩺Therapiemöglichkeiten/Hilfsangebote: Trichotillomanie ist eine anerkannte und behandelbare psychische Störung. Auf Basis der aktuellen Studienlage wird eine kognitive Verhaltenstherapie empfohlen. Die Therapie wird nach entsprechender Diagnose in Deutschland auch von den Krankenkassen übernommen. Teil der kognitiven Verhaltenstherapie kann das sogenannte Habit Reversal Training (Gewohnheits-Umkehr-Training) sein. Dabei lernen Betroffene, ein Bewusstsein für das Verhalten zu entwickeln und den Zwang umzulenken, damit die Hände nicht mehr an den Kopf wandern. Auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Zwangserkrankungen gibt Tipps für die Therapeut:innen und eine Liste mit Selbsthilfegruppen: https://www.zwaenge.de/aktuelles/zwaenge-aktuell/ ⛑ Alternativ-Handlungen: Was einem selbst gut tut, ist natürlich individuell. Haarexpertin Linda Hollatz hat zum Beispiel gute Erfahrungen mit dem bewussten Ziehen an den Haaren (ohne sie zu reißen) als Massagetechnik oder dem bewussten Bürsten der Haare über Kopf gemacht. Anderen helfen zum Beispiel Stressbälle oder das bewusste Öffnen und Schließen der Hände. Linda Hollatz führt an der Uni Köln eine aktuelle Studie zur Trichotillomanie durch, für die sie auch noch nach Betroffenen sucht, die teilnehmen wollen: http://lindahollatz.de/deutschgerman/ Ursachenforschung: 👉 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19199280/ 👉 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28835311/ 👉 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23792470/ 🔗 Team: Anna van Doorn, Yakob ...


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