Dokus & Reportagen : Rafik Schami (Erzähler) | Video der Sendung vom 23.07.2023 09:05 Uhr (23.7.2023) mit Untertitel

Rafik Schami, Schriftsteller und Träger der Carl-Zuckmayer-Medaille 2022.

Rafik Schami (Erzähler)

23.07.2023 ∙ Dokus & Reportagen ∙ hr-fernsehen
UT
Kameramann von hinten mit Kamera in der Hand.

Vor einem halben Jahrhundert floh Rafik Schami aus der Diktatur Syriens nach Deutschland. Er wurde Chemiker - und erinnerte sich an seinen Jugendtraum: Damals, als er im Radio jeden Abend die Geschichten aus 1001 Nacht hörte und sie anschließend im Bett vor dem Einschlafen selbst zu Ende dichtete. Rafik Schami war gegen die Diktatur - und wurde zum Erzähler. Selten hat man so deutlich gesehen, wie eng Romane und politische Wirklichkeit zusammenhängen. Viele Leute sind immer noch überrascht, wenn sie das hören: In der Pfalz, bei Kirchheimbolanden, lebt ein Schriftsteller, der in seinen Erzählungen Welterfahrung spiegelt wie wenige andere - und der damit einen erstaunlichen Erfolg hat: Rafik Schami. Seine Romane und Erzählungsbände: "Der Erzähler der Nacht", "Die dunkle Seite der Liebe", "Das Geheimnis des Kalligraphen" und zuletzt "Sophia". Sie stehen Wochen und Monate auf den Bestsellerlisten. Was oft etwas abwertend als "Gastarbeiterliteratur" belächelt wurde, ist mittlerweile ein erstaunliches Phänomen. Ihm gelingt es, eine Lesetournee zu veranstalten, bei der vier Monate lang jeden Abend hunderte von Zuhörern kommen. Ihm gelingt es, einen 1.000-Seiten-Roman über Arabiens Sippenherrschaft monatelang in die Bestsellerlisten zu bringen. Wenn Rafik Schami erzählt, dann hört Arabien auf fremd zu sein. In den entsetzlichen Bürgerkriegszeiten von heute ist Rafik Schami für viele Deutsche der einzige kulturelle Botschafter seines Landes, dem sie noch zuhören wollen. Im Juni feiert Rafik Schami seinen 70.Geburtstag. Das Porträt von Alexander Wasner zeigt ihn bei Lesungen, Diskussionen, Preisverleihungen und mit seiner Frau, der Schriftstellerin Root Leb. Es bringt unveröffentlichte Dokumente aus den syrischen Jahren eines Mannes, der heute eine der wichtigsten Verbindungen zwischen Deutschland und Syrien bildet.


Bild: picture alliance/dpa | Uwe Anspach