Bergauf-Bergab: Erstbegehung vor der eigenen Haustür | Video der Sendung vom 30.09.2018 18:45 Uhr (30.9.2018) mit Untertitel
Erstbegehung vor der eigenen Haustür
Unterwegs im Altmühltal: Die Kletterer Jonas Häring und Michael Mühlbauer zieht es an die Kastlwand. Jonas will heute eine Route wiederholen, die er selbst als erster begangen und "Fluidaltheorie" getauft hat. Den Fels haben sie heute für sich. Das Tal ist bei jungen Kletterern längst nicht mehr so beliebt wie einst. Jonas Häring: "Meistens fahren die Leute gleich in die Fränkische Schweiz und am Altmühltal rollen die meisten einfach vorbei, ohne dass es Ihnen bewusst ist." Mit dem Schwierigkeitsgrad zehn ist die Route von Jonas bewertet. Damit bleibt sie sehr guten Kletterern vorbehalten. Jede Bewegung muss perfekt sein, wenn Jonas hier nicht stürzen will. Die Fluidaltheorie zählt zu seinen schwersten Erstbegehungen. Jonas Häring klettert seit Kindertagen. Inzwischen studiert er – doch das Klettern nimmt nach wie vor einen wichtigen Platz in seinem Leben ein. Über die Jahre ist der 22-Jährige Regensburger immer besser geworden, hat sich an immer schwereren Routen vor der Haustür versucht. Auch an Erstbegehungen, wie hier im Altmühltal. Jonas ist einer der wenigen, die dort noch nach den letzten möglichen Linien suchen, die noch niemand geklettert ist. Die Kletterei hier reizt ihn besonders. Und sie fordert ihn – wie schon Generationen von Kletterern vor ihm bietet ihm das Tal größte Schwierigkeiten auf kleinstem Raum. Jonas Häring: "Hier muss man ein relativ vollkommener Kletterer sein. Man muss gut stehen können, gutes Bewegungsgefühl. Viel Fingerkraft. Viel Spannung." Große Felsmassive prägen das Landschaftsbild der Gegend. Bis zu siebzig Meter ragen sie empor, wie die Kastlwand. Spielwiesen für Generationen von Kletterern. Wo sich keine Risse oder Verschneidungen durch die Wände ziehen, ist der Fels extrem glatt, was viele abschreckt. Auch ist die Suche nach Bohrhaken im Meterabstand im unteren Altmühltal vergebens. Schon früh im zwanzigsten Jahrhundert werden die Felsen im Altmühltal erklettert. Meist technisch, mit Trittleitern. Bis in die Siebzigerjahre dienen sie vor allem dem Training für alpine Ziele. Das ändert sich erst, als das Sportklettern aufkommt. Haken und Seile dienen nur mehr der Sicherung. An den Wänden des Altmühltals entdecken die Pioniere des Sportkletterns in Deutschland ab dem Ende der Siebzigerjahre immer schwerere Linien. Am Schellneckkopf gelingt dem Briten Jerry Moffat 1983 Europas erste Zehn-Minus: "The Face". Doch es geht noch schwerer: Mit dem weltweit ersten Zehner. Das Altmühltal wird zum stehenden Begriff, die Leistung explodiert. Als ein Impuls für die rasante Entwicklung des Sports in diesen Jahren gilt das Klettertreffen im nahen Konstein. 1981 kommen dort einige der Weltbesten der noch jungen Sportkletterbewegung zusammen. Aus Amerika und Großbritannien reisen die Stars an. Das Treffen ist eine Mischung aus Show, Messe und Volksfest – organisiert von einem Sportgeschäft. Die Protagonisten jener Tage gelten als Exoten. Heute sagt manch Zeitzeuge, das Treffen habe mit dazu beigetragen, die Ideen der
Bild: BR/Kilian Neuwert