Sehen statt Hören: Digitale Barrierefreiheit | Video der Sendung vom 17.11.2018 09:00 Uhr (17.11.2018) mit Untertitel
Digitale Barrierefreiheit
Manche Unternehmen bieten mittlerweile innovative Ideen für ihre Barrierefreiheit an – wie etwa die Deutsche Bahn. Sie informiert über eine spezielle App über ihren Zugverkehr und nutzt sogenannte Avatare, also animierte Figuren, die dem Kunden weiterhelfen. Damit diese Avatare auch Menschen mit Hörbehinderung weiterhelfen können, müssen die künstlichen Figuren Gebärdensprache beherrschen. Das zu programmieren ist nicht einfach – und hatte zu Beginn so seine Tücken. "Damals sahen die Animationen der alten Generation sehr merkwürdig aus. Sie glichen Robotern und waren kaum zu verstehen. Und die Welt der Gehörlosen stand ihnen sehr kritisch gegenüber. Heute ist die technische Entwicklung wesentlich weiter" Patrick Salomon, 3D-Animator Herausforderung Gebärdensprach-Avatare Die Herausforderung Gebärdensprach-Avatare zu entwickeln ist sehr hoch. Zum einen braucht man enorm leistungsstarke Computer. Doch das größere Problem sind die hohen Anforderungen, die die Programmierung der Gebärdensprache hat: Die verschiedenen Parameter wie Handform, Handstellung, Ausführungsstelle, Bewegung, Mimik und Körperhaltung sind von großer Bedeutung. Eine echte Herausforderung für die Programmierer. Entwicklung der Avatare In Wien bei der Firma Signtime werden Gebärdensprachavatare entwickelt und sehr aufwändig verfeinert. 8 Jahre lang hat die Firma an der Entwicklung ihrer Avatar-Software gearbeitet. An den einzelnen Gebärden der Avatare wird getüftelt und gefeilt -wirklich jede kleinste Bewegung, Handhaltung und Geste ist wichtig. Und auch auf die Geschwindigkeit wird genau geachtet – je nachdem, wo der Avatar schließlich zum Einsatz kommt gebärdet er schneller oder langsamer. Wichtig ist aber nicht nur die Grafik, sondern auch eine richtige Übersetzung der Schrift- in die Gebärdensprache. "Unser Avatar-System basiert auf einer Datenbank mit tausenden händisch, einzeln animierten Gebärden. Das sind die kleinsten Bausteine unserer Gebärdensprache und diese werden in unserem Softwaresystem aneinandergereiht und damit entsteht sozusagen flüssige Gebärdensprache und wenn wir einmal eine Gebärde nicht haben, dann wird die im Moment händisch animiert, kommt zu unserer Datenbank hinzu und steht damit für zukünftige Animationen zur Verfügung und damit haben wir ein lernendes System, das mit jeder Anwendung intelligenter wird." Dr. Georg Tschare, Signtime Warum Avatare statt Menschen? Sieben 3D-Animatoren arbeiten bei SignTime – und in einer einzigen Minute Inhalte stecken zwei Stunden Arbeitszeit. Doch warum nimmt man dann statt der Avatare nicht echte Menschen? Am Ende sind sie doch viel schneller. "Die Avatare übersetzen massenweise Content, all die Informationen, die jeden Tag immer wieder neu produziert werden. Ich gebe ein Beispiel: Allein in Deutschland sind 50.000 Arzneimittel zugelassen. Wenn man die alle mit Dolmetschern übersetzen würde, dann würde das Jahre dauern und man wird nie fertig mit dem Projekt. Avatare sind hier eine technische Lösung. Die können sehr
Bild: Bayerischer Rundfunk